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Pflegegrad beantragen

Schritt für Schritt zur Unterstützung

Wer hat Anspruch auf einen Pflegegrad?

Menschen, die wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen dauerhaft Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben wie Körperpflege, Ernährung, Mobilität oder der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben benötigen, können einen Pflegegrad beantragen. Die Pflegekasse bewertet den Grad der Selbstständigkeit und ordnet einen Pflegegrad von 1 bis 5 zu. Ein höherer Grad bedeutet mehr Unterstützung.

Schritte zum Pflegegrad

  1. Kontakt zur Pflegekasse aufnehmen: Stelle einen formlosen Antrag bei der Pflegekasse deiner Krankenkasse. Dies kann auch von Angehörigen oder Bevollmächtigten erledigt werden【914242636460463†L803-L812】.
  2. Beratung in Anspruch nehmen: Innerhalb von zwei Wochen muss die Pflegekasse einen Beratungstermin vermitteln. Nutze diese Gelegenheit, um Fragen zu stellen und dich vorzubereiten【914242636460463†L830-L856】.
  3. Gutachten des Medizinischen Dienstes: Ein:e Gutachter:in besucht dich zu Hause, um deinen Unterstützungsbedarf anhand gesetzlicher Kriterien zu bewerten【914242636460463†L817-L821】. Sei offen und beschreibe deinen Alltag realistisch.
  4. Bescheid abwarten: Die Pflegekasse muss innerhalb von 25 Arbeitstagen entscheiden und dir einen Bescheid schicken【914242636460463†L889-L893】. Bei Ablehnung kannst du Widerspruch einlegen.

Persönlicher Tipp: Führe ein Pflegetagebuch, in dem du dokumentierst, wann und wobei du Unterstützung brauchst. Dieses Protokoll hilft der Gutachter:in, ein realistisches Bild zu bekommen, und stärkt deine Position.

Weitere Unterstützung

Je nach Pflegegrad stehen dir finanzielle Leistungen (Pflegegeld, Pflegesachleistungen, Entlastungsbetrag), Sachleistungen wie Pflegehilfsmittel und Angebote wie Tages‑ oder Kurzzeitpflege zu. Nutze die Beratung deiner Pflegekasse, um die optimale Kombination aus Geld und Sachleistungen zu finden.

Unterstützungsangebote nach Pflegegrad

Neben den Geldbeträgen gibt es vielfältige Services. Je höher der Pflegegrad, desto umfangreicher ist das Angebot. Hier einige Beispiele:

Unabhängig vom Pflegegrad kannst du zusätzliche Unterstützung wie die Wohnungsanpassung, Hausnotrufsysteme und Fahrdienste beantragen. Diese Leistungen müssen meist separat beantragt werden – deine Pflegekasse oder ein Pflegestützpunkt unterstützt dich dabei.

Was bringt dir der Pflegegrad?

Viele fragen sich, welche konkreten Leistungen hinter den Pflegegraden stecken. Hier ein vereinfachter Überblick (Stand 2025). Beachte, dass sich die Beträge regelmäßig ändern – deine Pflegekasse informiert dich über aktuelle Zahlen.

Pflegegrad Pflegegeld (monatlich) Pflegesachleistung Entlastungsbetrag
1 125 € zweckgebunden Keine Sachleistungen 131 € pro Monat【653343059786766†L110-L113】
2 332 € 761 € 131 € pro Monat【653343059786766†L110-L113】
3 573 € 1.432 € 131 € pro Monat【653343059786766†L110-L113】
4 765 € 1.778 € 131 € pro Monat【653343059786766†L110-L113】
5 947 € 2.200 € 131 € pro Monat【653343059786766†L110-L113】

Der Entlastungsbetrag ist zweckgebunden und kann für Haushaltshilfen, Alltagsbegleitung oder anerkannte Betreuungsangebote eingesetzt werden. Das Geld ist nicht frei verfügbar, sondern muss bei zertifizierten Anbietern abgerechnet werden.

Entlastungsbetrag & Verhinderungspflege

Entlastungsbetrag: Pflegebedürftige in häuslicher Umgebung erhalten monatlich einen Entlastungsbetrag – seit 2025 sind es 131 Euro【653343059786766†L110-L113】. Das Geld kann für Unterstützung im Haushalt, Einkaufshilfen, Begleitung zu Arztterminen oder für Angebote der Tagespflege eingesetzt werden. Nicht genutzte Beträge dürfen bis Mitte des Folgejahres angespart werden.

Verhinderungspflege: Wenn deine pflegende Person (z. B. Angehörige) Urlaub macht oder krank wird, übernimmt die Pflegekasse die Kosten für eine Ersatzpflege. Ab 2025 beträgt der Anspruch pro Jahr 1.685 Euro【653343059786766†L123-L131】. Zusätzliche 843 Euro können aus ungenutzten Mitteln der Kurzzeitpflege umgewandelt werden, sodass insgesamt bis zu 2.528 Euro jährlich zur Verfügung stehen【653343059786766†L123-L131】. Ab Mitte 2025 sollen Verhinderungs‑ und Kurzzeitpflege zu einem gemeinsamen Budget von 3.539 Euro zusammengeführt werden【653343059786766†L137-L150】. Wichtig: Der Antrag muss vor Beginn der Verhinderungspflege bei der Pflegekasse gestellt werden. Lass dir eine schriftliche Bestätigung geben, damit du sicher planen kannst.

Für pflegebedürftige Kinder und junge Erwachsene (Pflegegrade 4 und 5) bis zum 25. Lebensjahr können die Leistungen der Kurzzeitpflege komplett in Verhinderungspflege umgewandelt werden – insgesamt also 3.539 Euro pro Jahr【653343059786766†L133-L135】.

Wie beantragst du Verhinderungspflege?

Die Verhinderungspflege wird bei deiner Pflegekasse beantragt. Stelle den Antrag vor dem geplanten Ausfall der pflegenden Person und gib die voraussichtliche Dauer an. Manche Kassen haben ein Formular, andere akzeptieren einen formlosen Brief. Füge folgende Angaben hinzu:

Bewahre Rechnungen und Nachweise auf, damit die Pflegekasse die Kosten erstattet. Falls die Kasse unsicher ist, wende dich an einen Pflegestützpunkt in deiner Region – sie helfen kostenlos bei Anträgen.

Wo bekommst du Hilfe?

Die Beantragung eines Pflegegrads und der Verhinderungspflege kann kompliziert sein. Diese Stellen unterstützen dich:

Quellen

Persönliche Note

Als ich zum ersten Mal den Pflegegrad für ein Familienmitglied beantragen musste, wurde mir klar, wie überfordernd bürokratische Vorgänge sein können. Trotz meiner eigenen Erfahrungen mit Neurodiversität hatte ich noch nie gelernt, um Hilfe zu bitten oder Behördenbriefe richtig zu deuten. Heute schreibe ich diese Zeilen aus dem Herzen, weil ich weiss, wie befreiend es sein kann, Unterstützung anzunehmen und sich von Menschen begleiten zu lassen, die Ähnliches erlebt haben. Hab Mut: Deine Bedürfnisse sind wichtig, und du bist nicht allein.